Trotz Winterwetter durchstreife ich heute ein sehr heiteres Padua: die Sonne scheint, der Schnee glitzert auf antiken Mauern und dunklen Zedern. Auf der Piazza Cavour erstreckt sich auf ca. zwanzig Tafeln eine Fotoausstellung.

Es wird preisgekrönte Architektur gezeigt, zum Beispiel das „Museo di Arte Contemporanea“ in Krakau, oder der Treppenaufgang und der Lesesaal der „Public Library Maria Lejairraga“ in Granada oder das „Ohirume House – the Nap House“ in Niigata in Japan. Hier sieht der Betrachter einen großen Kubus mit quadratischen Öffnungen, der einsam im Sand am Meer steht .Damit wird auf eine japanische Legende angespielt.

 

Vorbei an eleganten Geschäften wie Prada, Rinascente, oder Zara komme ich zur Piazza delle Erbe. Die in dicken Jacken oder Pelzmänteln gehüllten Käufer haben die Wahl zwischen ordentlich geschichteten Mandarinen, roten und grünen Äpfeln, rotweißem Radicchio, Fenchel, Karotten oder Artischocken. Der Palazzo della Ragione blickt leuchtend weiß nicht nur auf Obst und Gemüse, sondern auch auf Mimosen, Rosen und Nelken.

Vorsichtig gehe ich über Schnee und Eis vor zum Baptisterium und bewundere wieder vor allem die Farben der eindrucksvollen Fresken von Giusto de’ Menabuoi, die Szenen aus dem Paradies und der Apokalypse zeigen. In der großen Kathedrale gleich daneben betet eine junge Frau vor einem Altar. Niemand sonst befindet sich in diesem hohen, hellen Raum

Auf der Piazza dei Signori - nie habe ich sie so leer gesehen und bin fast überrascht über ihre Ausmaße – beginnen die Glocken zu läuten und hören gar nicht mehr auf. Unter den Laubengängen und unter zierlichen Balkonen laufe ich vor zu dem historischen Café Pedrocchi, das heute gut besucht ist. Auf roten Samtstühlen und Sofas sitzen Damen mit Pelzjacken und Perlenketten und Herren mit lässig um die Schultern gelegten roten oder karierten Schals, Sektgläser vor sich. Man plaudert, grüßt, lächelt.

Ich bestelle einen vino caldo – und bekomme heißen Rotwein, ohne Gewürze. Dazu kleine grüne und gelbe Toastschnitten, ein paar Cracker und ein Schälchen mit roter Soße sowie Kartoffelchips. Nur fünf Euro möchte die freundliche Bedienung später von mir haben. Ich erinnere mich an ganz andere Preise in Venedig…

Angenehm überrascht und wohlig durchwärmt setze ich meinen Bummel Richtung Via Garibaldi fort.

Ulrike Rauh 10.02.2016

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